In 3 Etappen vom Lungerersee an den Thunersee

brienzersee

Etappe 1

Giesbachfaelle

Etappe 2

wald

Etappe 3

1. Etappe von Lungern nach Brienz

brueningpass

Tourenbeschreibung: von Lungern nach Brienz
1.Etappe: Lungern - Brienz, 16.April 2024
Strecke: 16 km
Höhenmeter: ca.600 Hm
Zeit: ca. 5 Std
Tourencharakter: mittel

Mein Rucksack ist gepackt mit Wechselkleidung, Regenbekleidung, Daunenjacke, Mütze , Handschuhe, Essen, 2 Liter Wasser, Campinggeschirr, Waschzeug , Schlafsack, erste Hilfe Set und Wanderkarte. Ich stelle ihn auf die Waage: 15kg. Naja, schon viel! Ich mache mich startklar, da ich mit dem Auto nach Lungern in die Schweiz fahre, denn dort startet meine 1. Etappe vom Schweizer Pilgerweg. Das Wetter ist nicht wirklich gut. Es ist halb bewölkt und hat 10°. Nach 2 Std 15 komme ich in Lungern, dem kleinen Dorf am Lungerersee an und hole mir noch einen Kaffee beim Bäcker bevor es losgeht.

Der Weg führt sogleich bergan über eine Wiese mit vereinzelten Höfen und Scheunen mit Blick auf die schneebedeckten Berge und dann in den Wald, der momentan mit seinen schönen Buchen und ihren hellgrünen Blättern leuchtet. Ich marschiere eine Weile bergauf und höre Vogelgezwitscher. Ich probiere meine neue Vogel-App aus, da ich wissen möchte, welche Vögel das sind. Und diese erkennt die Mönchsgrasmücke und das Rotkehlchen. Ich bin begeistert und verweile an dem Ort ein wenig und lausche.

Weiter bergauf vorbei an Felsvorsprüngen, habe ich eine wunderbare Sicht auf den Lungerersee, der türkisfarben durch die grünen Blätter der Buchen schimmert. Der Pfad führt dann wieder aus dem Wald heraus über eine Wiese mit vielen kleinen Scheunen. Sehr idyllisch. Ich mache eine Vesperpause mitten im Gras und pflücke Gänseblümchen, Löwenzahnblüten und -blätter, Spitzwegerichblätter. Das ist mein Salat direkt aus der Natur. Letzte Woche habe ich ein Wildkräuterkurs besucht und viel über die Inhaltsstoffe und Heilwirkung gelernt. Und hier wende ich es gleich an. Sehr gesund, mit viel Bitterstoffen.

Es geht wieder in den Wald hinein. Der Boden ist bedeckt von einem dunkelgrünen Bärlauchfeld. Sehr schön. Ein paar Steinstufen noch nach oben und ich bin auf dem Brünigpass (ca. 1050 m). Der Brünigpass als Transitweg durch die Alpen war schon zu Römerzeiten bekannt. Dies war im Mittelalter eine wichtige Verkehrsader. 1861 wurde die Passstrasse eröffnet. Die Sicht auf die Schweizer Bergwelt ist hier oben gigantisch.

Jetzt habe ich ca. 10 km und 400 Hm zurückgelegt. Ich überquere die Strasse und stehe vor einer Absperrung auf der steht: "Pilgerweg wegen Arbeiten gesperrt". Was nun? Ich überlege kurz und entscheide dann zurück zur Bahnstation auf dem Brünigpass zu laufen und dann mit dem Bus nach Brienz zu fahren, ca. 30 min.

Brienz liegt am oberen Ende des Brienzersees und zählt ca. 3000 Einwohner. Brienz ist bekannt für seine zahlreichen Holzschnitzer.Um 1900 gab es mehr als 650 Schnitzer im Ort. Dort suche ich die Jugenherberge, die wunderschön direkt am Brienzer See liegt. Ich checke ein und bringe mein schweres Gepäck auf das Sechs-Bett-Zimmer. Im Aufenthaltsraum, der sehr schön eingerichtet ist, mit Klavier, trinke ich ein Kaffee und warte bis das Essen fertig ist. Und es ist vorzüglich, Hähnchen mit Gorgonzolasoße, Kartoffeln und Salat. Zum Nachtisch einen selbstgebackenen Apfelkuchen. Lecker! Ich habe am Tisch noch ein nettes Gespräch mit meinem Zimmernachbarn. Wir tauschen uns über den Pilgerweg aus, Erfahrungen mit Pilgergefährten und die wunderschöne Gegend in der Schweiz, sowie die Sehenswürdigkeiten, die am Wegrand liegen. Wir reden auch über unser Gepäck und das Gewicht des Rucksacks, das idealerweise ca. 10% des Körpergewichtes haben sollte. Ich entscheide mich noch an diesem Abend mein Campinggeschirr (ca. 5kg) in der Jugendherberge im Schliessfach einzuschließen und auf meinem Rückweg mit dem Zug wieder abzuholen. Gute und spontane Entscheidung, jetzt wiegt mein Rucksack 10 kg, denn bei den vielen Kilometern geht das sonst in die Beine. Gegen 21:30 nehme ich noch eine heiße Dusche und mache ich mich bettfertig, denn in den Jugendherbergen ist um 22:00 Nachtruhe.

2. Etappe von Brienz nach Interlaken

Tourenbeschreibung: von Brienz nach Interlaken
2.Etappe: Brienz - Interlaken, 17.April 2024
Strecke: 24 km
Höhenmeter: ca.250 Hm
Zeit: ca. 7 Std
Tourencharakter: mittel

Giesbachfaelle

Am 2. Tag wache ich um 7:00 auf, ziehe mich warm an, denn es hat nachts bis auf 800m geschneit. Dann genieße ich das gute und reichhaltige Frühstück mit leckerem Birchermüsli, Käse, Schinken, Humus und natürlich einem Kaffee. Gegen 9:00 marschiere ich los auf der Süd-östliche Route am Brienzer See. Es ist ca. 4 ° kalt. Der Himmel ist mit Wolken verhangen und die Bergspitzen sind noch in Nebel gehüllt. Ich überquere die Aare. Der Weg führt unter der Autobahn A8 durch und dann steil bergauf über saftiggrüne Wiesen zu dem Dorf Engi. Kurz bevor ich oben ankomme sehe ich zwei Rehe. Wie schön! Oben am Berg steht ein altes Gasthaus, das stillgelegt ist, nur das Schild am Eingang zeigt noch, dass es früher mal ein Gasthaus war.

Dann gibts ´ne kleine Vesperpause, bevor ich zu den Giessbachfällen komme. Von Weitem hört man schon das in die Tiefe tösende Wasser. Über 7 Stufen stürzen gewaltige Wassermassen in die Tiefe, ca. 500m. Sehr beeindruckendes Wasserschauspiel. Ich entscheide mich für den Uferweg, was sich als sehr lohnend herausstellt. In meinem Wanderführer ist der obere Weg beschrieben. Der Uferweg führt vorbei an schönen Felsformationen und durch kleine an den See grenzenden Wäldchen. Und immer Blick auf den See. Sehr idyllisch! Der Himmel lichtet sich und die Sonne schafft es ab und zu durchzukommen. Mal geht der Pfad durch rechts und links liegende Felsen oder durch ein Felsentor, dann gibt es wieder schöne Rastplätze zum Verweilen. Die Vögel zwitschern auch hier wieder fröhlich und meine Vogel-App erkennt eine Kohlmeise und einen Zaunkönig. Toll zu wissen, wer sein Liedchen trällert.

Ich komme in das Dörfchen Iseltwald (ca. 400 Einwohner), das malerisch auf einer in den See ragenden Halbinsel liegt. Es ist ein typisches Dorf des Berner Oberlandes mit vielen gut erhaltenen Holzhäusern. Dann geht´s bergauf zum Weiler Sengg und wieder bergab an den See nach Böningen. Dort passiere ich den Campingplatz und storniere mein Biwackzelt, da die Temperatur mit 1° in der Nacht doch zu kalt ist und entscheide mich, in Interlaken ins Youth Hostel zu gehen. Und es war eine gute Entscheidung. Ich habe ein Sechs-Bett-Zimmer. Eine 20 jährige Kanadierin und eine Koreanerin teilen mit mir das Zimmer. Wir haben eine sehr nette Unterhaltung über Achtsamkeit und Natur. Abends gehe ich in den Aufenthaltraum und das Essen ist wieder sehr lecker. Nudeln mit Pilzen. Es wird frisch angerichtet und gekocht. Ich sitze noch bei einem Bier am Tisch und trage meine Eindrücke in mein Tagebuch. Ich bin begeistert von der schönen Landschaft. Müde und glücklich von all den Erlebnissen falle ich ins Bett.

3. Etappe von Interlaken nach Thun

Thun

Tourenbeschreibung: von Interlaken nach Thun
3.Etappe: Interlaken - Thun, 18.April
Strecke: 24 km
Höhenmeter: ca.250 Hm
Zeit: ca. 7 Std
Tourencharakter: mittel

Am Morgen stehe ich schon um 6:00 auf, frühstücke um 6:30 und bin fast alleine im Aufenthaltsraum. Das Frühstück ist sehr gut und reichhaltig und natürlich mit meinem geliebten Birchermüsli. Es schneit und hat 0°. Gut eingepackt mit Dauenenjacke, langer Unterhose und Regenbekleidung marschiere ich los. Durch die Stadt und vorbei an all den schönen teuren Hotels. Interlaken ist als Kurort sehr berühmt. 63 Hotels mit 4.500 Betten und Ferienwohnungen mit 1000 Betten, sowie 7 Campingplätzen, das ist schon ´ne Hausnummer.

Bei der Höhen-Promenade in der Stadt kann man normalerwiese die Berge: Jungfrau 4158m, Eiger 3970m, Mönch 4099m sehen, aber heute decken die Schneewolken alles zu. Ich laufe zur Touristinfo und hole mir mein Pilgerstempel.

Über Neuhaus, die Manor Farm mit Campingplatz und Sundlauenen geht es in den Wald hinein und bergauf zu den Beatushöhlen, das absolute Highlight der ganzen Tour. Die Beatushöhle, die auf den frühchristlichen Glaubensboten Beatus zurückgeht, war im Mittelalter ein Wallfahrtsort. Die Beatushöhlen sind ein faszinierendes Höhlensystem, mit Tropfsteinen, Wasserkaskaden, Wasserfällen und unterirdischen Seen. Sehr sehenswert!

Da auch hier wieder der obere Pilgerweg gesperrt ist, nehme ich den unteren Pilgerweg. Der Weg führt durch Wald und Fels oberhalb des Thunersees mit einer Traumaussicht. Ich überquere kleine Flüsse und gelange dann nach Merlingen. Ein kleines Dorf direkt am Thunersee gelegen mit viel Palmen und einer grandiosen Bergkulisse. Weiter gehts nach Rallingen und steil bergauf durch Weinreben nach Endorf. Dann auf einem schönen Weg über Wiesen und durch kleine Wälder bergab nach Gunten. Weiter über Oberhofen mit seinem Schloss und Hilterfingen erreiche ich Thun, eine entzückende Stadt mit einem schönen Schloss, dem Wahrzeichen der Stadt, von Herzog Berchthold V. von Zähringen erbaut. Die Stadtkirche mit Turm entstand im 14. Jh. Über die Aare führen sehr schöne alte Holzbrücken (Scherzlingschleuse und Mühleschleuse). Ich kaufe mir am Bahnhof mein Ticket nach Lungern, wo mein Auto steht. Hole mir mein Pilgerstempel im Touristikbüro und schliesse meinen schweren Rucksack ein. Dann schaue ich mir die Stadt an und das Schloss, das etwas oberhalb liegt. Ich genieße die Atmosphäre in dieser netten Stadt, setze mich noch in ein Café an der Aare und beobachte die vorbeischlendernden Leute. Um 18:00 sitze ich dann im Zug und lasse alles revue passieren. In Brienz muss ich umsteigen und gehe nochmal zur Jugendherberge, um mein Campinggeschirr zu holen. Dort lädt mich der Koch, der mich schon kennt noch zum Essen ein. Das nehme ich gerne an. Die Zugfahrt nach Lungern geht über den Brünigpass und die Schneedecke wird immer höher. Wahnsinn, voll der Wintereinbruch. Aber dann geht es wieder bergab mit dem Zug und Gott sei Dank liegt in Lungern kein Schnee mehr. Ich habe ja noch 2 Stunden Fahrt vor mir. Gegen 22:00 bin ich dann zu Hause. Es war eine wunderschöne Drei-Tages-Tour in einer faszinierenden Landschaft. Ich bin sehr dankbar für diese Zeit.